Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 247.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seitdem mit Sturm genommen; man hatte die Thore geschlossen, um den Preußen die Flucht zu erleichtern; vielleicht hat meine Fürbitte etwas geholfen, diese Leute zu schützen, die mir so freundlich entgegengekommen sind. Man hat in Halle gehaust wie hier; auch Jena ist fürchterlich behandelt worden. Funfzehn Häuser sind abgebrannt; Frommann’s und Farrenkrüger sind indessen ziemlich gut davon gekommen. Dr. Stark wird gezwungen, da zu bleiben, um die Lazarethe zu besorgen. Die schönen Weiden in dem herrlichen Thale sind umgehauen, und sie wollten hernach nicht brennen, also umsonst. In welchen Zeiten leben wir! Ja wohl the times are out of flight. – Der folgende Tag, der 16. October, verging eben so. Wir wurden ruhiger, wenn das Ruhe heißen kann, wenn man es nicht wagt, sich des Abends auszukleiden; wenn man bei jedem Geräusch, jedem Pferde oder Wagen, der vorbeifährt, jeder lauten Stimme auf der Straße ängstlich zusammenschreckt, in dieser Stimmung sind wir auch lange geblieben, noch viele, viele Tage. Meine Gesundheit hat nicht merklich gelitten; ich bin aber so mager geworden, daß alle meine Kleider, die mir früher zu enge wurden, jetzt viel zu weit sind. Doch das Unglück ist nicht groß; Ruhe wird das Verlorene

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)