Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 251.png

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welche in der Schlacht fielen, sind Alle schon begraben. Die Todten aus den Lazarethen werden nun auch gleich fortgeschafft, und liegen nicht mehr, wie anfangs, hoch auf einander gethürmt, Tage lang auf der offenen Straße. Von diesen Gräueln des Kriegs hat man nur einen Begriff, wenn man sie, wie ich, in der Nähe sieht. Ich könnte Dir Dinge erzählen, wovor Dir das Haar emporsträuben würde; allein ich will es nicht thun, denn ich weiß ohnehin, wie gern Du über das Elend der Menschen brütest. Du kennst es noch nicht, mein Sohn; Alles, was wir zusammen sahen, ist nichts gegen diesen Abgrund des Jammers. – Was mich bei dem Anblick alles Entsetzlichen, was man sich denken kann, noch hier hielt, ist, daß ich half, wo ich konnte, um den Jammer zu lindern. Mein Landsmann Falk gab mir die Wege an, und so habe ich mich einer Stube im Alexanderhofe, in der an dreißig Verwundete, meistens Preußen, lagen, angenommen. Ich schickte ihnen Leinwand zum Verbinden, Wein, Thee, welcher letztere erst bei mir in einem großen Kessel gekocht wurde, Suppe, einige Bouteillen Madera, wovon jeder nur ein kleines Glas bekam, und doch über dieses Labsal in lauten Jubel ausbrach und mich segnete, Brot und was

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)