Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 252.png

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ich konnte; Sophie und Duguet vertheilten es selbst, denn dem harten Inspector konnte man nichts vertrauen. Es war im Ganzen wenig, und half doch viel, besonders da ich die Erste war; ich rettete die Armen vor dem Unglück, an Gott und Menschen zu verzweifeln. Goethe und Andere haben davon gehört, und sind meinem Beispiele gefolgt. Was mich am meisten freut, ist eine Quantität Aepfel, die ich wohlfeil kaufte, und dann unter eine Menge Verwundeter austheilte, welche ohne alle Erquickung vor dem Komödienhause lagen und nach etwas Kühlendem seufzten. Auch zu dieser guten Idee verhalf mir Falk. Unendlich freuten sich die Verwundeten über diese Erquickung. Die meisten meiner Pfleglinge sind jetzt todt; ihre Stellen werden schnell ersetzt; alle Abende kommen wenigstens 300 Verwundete aus Naumburg und anderen Orten hier an, jeden Morgen schafft man eine noch größere Anzahl weiter nach Erfurt. Wie hartherzig macht das Unglück! Ich freue mich jetzt, wenn ich höre, daß vier, fünf bis sechs mit ihren ganz zerschmetterten Gebeinen weiter gefahren werden, ich, die noch vor wenig Wochen den Jungen, der vor unserm Hause den Arm brach, um keinen Preis ohne Hülfe fortgelassen hätte! Wir hoffen, daß in wenig Wochen das

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)