Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 255.png

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und doch kommen sie immer wieder, und ihnen ist wohl bei mir; Meyer’s, Fernow, Goethe bisweilen, sind darunter. Viele, die ich noch nicht kenne, wünschen bei mir eingeführt zu werden. Wieland hat mich heute um die Erlaubniß bitten lassen, mich dieser Tage auch besuchen zu dürfen. Alles, was ich sonst wünschte, findet sich so von selbst; und ich verdanke es bloß dem Glücke, daß meine Zimmer unversehrt blieben, und daß ich Gelegenheit fand, mich zu zeigen, wie ich bin, daß meine Heiterkeit ungetrübt blieb, weil ich von Tausenden die Einzige bin, die keinen herben Verlust zu beweinen hat, und nur das allgemeine Leiden, kein eigenes, mein Herz preßt. Ich fühle es wohl, wie egoistisch alles dieses klingt, und dies ist eben die entsetzlichste Seite des allgemeinen Unglücks, daß es auch die Besseren unter uns zu diesem Egoismus herunterstimmen kann. – Lebe wohl, Bester, ich wünsche Dir Geduld, diesen unendlich langen Brief zu lesen; aber ich konnte mich nicht kürzer fassen, wenn ich Alles erzählen wollte, und das mußte ich doch. Theile ihn meinen Freundinnen, Madame Bregard und Madame Pistorius, mit, ich weiß, mein Schicksal interessirt sie, und es ist mir unmöglich, alles dies mehr als einmal zu schreiben. Sage Beiden, daß ich

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_255.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)