Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 264.png

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Seine Züge kennst Du, Jeder kennt sie, denn alle Portraits von ihm sind in dieser Hinsicht nicht ohne Aehnlichkeit.

Unserm Künstler gelang, was noch keinem in diesem Grade gelungen ist, er faßte einen glücklichen Moment auf und hielt ihn fest, mit Einfachheit, Wärme und Klarheit. Goethe spricht nicht, aber er hat eben gesprochen und ist im Begriff zu antworten, was er hört, freut ihn, er hat den Sprecher lieb, aber er ist nicht ganz seiner Meinung. So wollte ihn uns der Künstler geben, den höhern Menschen unter Menschen, nicht den schaffenden Geist in der Stunde der Begeisterung, und doch sieht man es dieser prächtigen Stirn, diesen Augen an, wie alle die großen und lieblichen Gestalten, die er hervorrief, ihn umschweben, und wie er im hohen Bewußtsein sich ihrer freut.

Die Behandlung des Bildes ist, wie wir sie von diesem Künstler gewohnt sind, ausgeführt ohne Aengstlichkeit, lebendig und reich an Farben, ohne bunt zu sein. Warm und kräftig ist das Colorit, wie es das Original fordert, die Draperie sehr schön, die Wäsche höchst zierlich und sauber; ein einfacher, schiefergrauer Rock, das breite Band des Annenordens sieht halb daraus hervor, so auch der Stern auf der rechten Seite, den ein schöner grüner, mit purpurrothem

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_264.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)