Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 278.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

diente, liebevoll blickt es hinaus in die Welt, der es nun bald das hohe Opfer bringen soll.

Die ganze Erscheinung ist wie in Dämmerung hinter einem ins Violette spielenden Nebel gehalten. Die Gestalten sind in halber Lebensgröße. Das Ganze macht einen höchst einfachen, frommen kirchlichen Eindruck. Bei aller der technischen Vollendung, die Gerhard von Kügelgen seinen Gemälden zu geben gewohnt ist, nähert es sich in der Darstellungsweise der hohen Einfalt der alten deutschen Meister, und spricht wie sie gerade zum Herzen.

Auch dies Gemälde soll, wie so manches andere von diesem Künstler mit Liebe erfundene und ausgeführte Werk, nach Rußland bis an den Fuß des fernen Kaukasus wandern. Trauernd werde ich ihm nachsehen, so wie ich bei meiner Ankunft in Dresden genug seiner Vorgänger nur eben noch einpacken sehen konnte, die schon jetzt diesen Weg geführt werden. Das eine, ebenfalls in halber Lebensgröße, stellt den Kampf Michaels mit Lucifer vor. Triumphirend, zürnend, in himmlischer Schönheit steht der Engel da in Wolken und Ungewitter; den Speer in der rechten Hand, zeigt er gebietend mit der Linken auf den Flammen aushauchenden Abgrund, in welchem eben der Feind hinabstürzt. Dieser satanisch zwar,

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_278.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)