Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 288.png

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und mit Recht; dennoch wirkte er doch im Ganzen nicht schädlich auf sie. Die warmen Ausdünstungen der Quellen erwärmen die Atmosphäre in diesem engen Thale, und das warme Wasser war denn doch noch bei der nassen Kälte früh Morgens angenehmer zu trinken, als das eiskalte anderer Heilbrunnen. Hygiäens warme Hühnerbrühe schmeckt wirklich so gar übel nicht; nur ein paar Mal darf man sie versuchen, so ist man daran gewöhnt, und Viele tranken ihren Becher Sprudel oder Neubrunnen zuletzt mit wahrem Wohlgefallen.

Karlsbad war seit mehreren Jahren nicht so besucht, als diesmal. Wer seine Wohnung nicht früher bestellt hatte, fand es schwer, nur unter Dach zu kommen, denn der Gasthof zum goldenen Schild, der sonst zum ersten Absteigequartier dient, war fast immer besetzt. Angesehene Familien mußten sich daher oft mehrere Tage in Bodenkammern behelfen, bis Glück und Zufall ihnen eine bequemere Wohnung verschafften. Fürstliche Brunnengäste, die sich durch glänzende Feste und Aufwand ausgezeichnet hätten, waren diesen Sommer nicht da; die wenigen Personen von hohem Range, die sich ihrer Gesundheit wegen in Karlsbad aufhielten, lebten in ihrem engern Kreise und wurden wenig gesehen. Dadurch

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_288.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)