Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 290.png

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Stimmung verschwand bald, wie alles Widersinnige in der Welt. Die wärmsten Aufrechthalter der Landsmannschaften reisten allmälig ab, andere Brunnengäste, die Sinn für echte Geselligkeit hatten, kamen an ihren Platz. In solchen, aller Welt unbequemen Stimmungen darf nur Jemand sich der allgemeinen Noth annehmen, der geselligen Takt und guten Willen hat, den Leuten zu helfen, so macht sich das Uebrige von selbst. Größere und kleinere Partien wurden arrangirt, zu welchen Jeder gezogen ward, der zur Gesellschaft gehörte, gleichviel, wo er lebte oder geboren war; man ward bekannt, man amüsirte sich, und in wenigen Tagen war jede Mißhelligkeit vergessen, und echte, gesellige Freude an der Tagesordnung.

Die politischen Angelegenheiten machten uns auch noch auf andere Weise große Noth. Wir wußten Alle, daß ungeheure Begebenheiten in der übrigen Welt vorgingen, und Niemand konnte etwas Bestimmtes erfahren, denn Zeitungen gehören in Karlsbad zu den seltensten Seltenheiten. Daß man darauf in der Post subscribirte, half zu gar nichts, denn man erhielt sie doch nicht. Beneidenswerth glücklich war, wer einmal ein Zeitungsblatt erhaschte. Am Brunnen drängte sich Alles um ihn her, und

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_290.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)