Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 307.png

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und insofern recht angenehm; aber die jungen tanzlustigen Damen waren übel daran, aus dem einfachen Grunde, weil es an tanzlustigen Herren fehlte. Der Krieg hatte viele junge Männer zu einem ernsteren Tanze abgerufen. Um halb neun Uhr fing das Fest an, um zehn, spätestens um elf Uhr war es zu Ende, und dann sagten wir wie die ehrlichen Krähwinkler in vollem Ernst: heute haben wir einmal geschwärmt! Concerte, Deklamatorien, Luftballons brachten Abwechselung in das Vergnügen, Feuerwerke erlaubte die Witterung nicht. Dei Deklamatorien wollten nicht recht Beifall finden, die genugsam bekannte Frau Elise Bürger erlebte einen betrübten Beweis davon. Die Concerte, von durchreisenden Künstlern, wenigstens wöchentlich ein Mal gegeben, wurden zuweilen sehr zahlreich besucht. Freilich brachte das über alle Beschreibung schlecht bestellte Orchester, Künstler und Auditorium, jedesmal bis zur Verzweiflung. Das schönste Concert gewährte uns ein selbst sehr talentvoller Freund der Kunst, der ungarische Graf Amadé, er brachte zum Besten der Armen ein Liebhaber-Concert zusammen, in welchem lauter Dilettanten, größtentheils vom Oestreichschen, Ungarischen und Polnischen Adel sich hören ließen, die man wohl Meister in der Kunst nennen konnte. Auch

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_307.png&oldid=- (Version vom 6.5.2018)