Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 317.png

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Verlust neben denen, die ihm persönlich sehr nahe standen, auch ganz Deutschland in Trauer und Schrecken versetzte. Die unerbittlichste, schärfste Kritik muß hier verstummend die Waffen senken, wenngleich es ihrem Scharfsinn, wie bei allem Menschenwerk, nicht unmöglich sein möchte, in dem Buche selbst, nur als Buch betrachtet, hie und dort kleine Mängel aufzufinden. Wer aber den früh Entschlafenen im Leben kannte und liebte, der wird mit Rührung und schmerzlicher Freude dieses Buch aufnehmen, wie eine Blume am Grabe des geliebten Freundes entsprossen. Er wird gern Andre, denen er zutraut, daß sie mit ihm gleich empfinden, darauf aufmerksam machen wollen, und ich glaube, daß ich in diesem Sinne mir auch erlauben darf, meine Stimme laut werden zu lassen.

Diese Beschreibung des Lebens Gerhards von Kügelgen gehört zu jenen, die in der Art, wie sie ausgeführt sind, den Selbstbiographien am nächsten kommen, deren wir, besonders in den letzten Jahren, einige von unschätzbarem Werthe erhalten haben. Aus jeder Zeile desselben spricht die reinste Wahrheit, es ist mit einem Reichthum kleiner individueller Züge ausgestattet, die zusammengenommen, das Bild des Verstorbenen athmend und lebend vor uns hinstellen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_317.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)