Seite:Köster Alterthümer 010.png

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benachbarten Flüsse immer stärker angeschwellt, so daß sie das Land weithin überschwemmen. Dies trifft besonders das von Wümme, Wörpe und Hamme umschlossene St. Jürgens-Land, dessen einsam inmitten üppiger Weiden liegende Pfarrkirche dadurch nicht selten von allem Verkehr abgeschnitten wird. Um die Anlegung herrschaftlicher Moor-Colonien (zum Theil freilich mit unverhältnißmäßig großen Kosten) z. B. zu Gnarrenburg und Worpswede, hat sich am Ende des vorigen Jahrhunderts der Moor-Commissair Findorf sehr verdient gemacht: ein Monument auf dem Weyer-Berge bewahrt sein Gedächtniß.

Die älteste unter den Städten des Landes ist Verden, etwa seit dem Jahre 800 ein berühmter Bischofssitz, von Carl dem Großen da angelegt, wo die Aller sich in die Weser ergießt. Um 1100 kamen hinzu die beiden Schwesterstädte Stade und Buxtehude, einst Mitglieder des Hansa-Bundes; wie sie denn fast fortwährend einerlei politisches Loos getheilt haben: erstere sammelte sich um eine Burg, (und wurde dadurch, besonders seit den Zeiten Heinrichs des Löwen, eine Festung), letztere um ein Kloster; jene hat als Garnisonort und Sitz der Behörden ihre Haupt-Nahrung, diese durch Handel und Fabriken. Hingegen am unteren Weser- und Elbufer ließ es die Freiheitsliebe der Stedinger und Friesen zu einem Städtebau niemals kommen; sondern die freien Landsassen wohnten am liebsten jeder für sich auf seinem Gehöfte. Unter den Flecken der Provinz aber verdient das alte Horneburg hervorgehoben zu werden, wegen seiner sieben Rittersitze der s. g. Burgmänner.

Hier nun wird es zweckmäßig sein, die beiden wichtigsten Classen der Bevölkerung näher zu betrachten, die Ritterschaft nämlich und die Bauerschaften. Die Ritterschaft ist, wenigstens im Herzogthum Bremen, noch jetzt sehr zahlreich, obwohl viele ihrer alten Geschlechter ausgestorben, sind, z. B. die Bicker, Brobergen, von der Lieth, Rahde, Zesterfleth. Am zahlreichsten sind die Familien von der Decken und von Marschalck (ursprünglich Bachtenbrock), und unter den Gütern am bedeutendsten die Marschalckschen an der Oste, die Bremerschen im Amte Neuhaus und die v. d. Deckenschen im Lande Kehdingen: doch können

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 010. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_010.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)