Seite:Köster Alterthümer 013.png

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eines Baches. Daß auch die Eigennamen der Landleute oft aus der ländlichen Natur entlehnt sind, kann nicht auffallen: so Thun, von Bargen, von der Wisch, von der Heyde, von der Horst, Brockmann, Rosenbrock, Wischhusen, Pogwisch, Blohm, Bisbeck, zum Felde, zum Fleth u. s. w.


Wie diese Eigenthümlichkeiten des Landes und seiner Bewohner sich allmählich herausgebildet haben, zeige uns jetzt ein Blick in ihre Geschichte. Die Entstehung beider liegt aber in der vorgeschichtlichen Zeit. Denn der höher liegende Theil des Landes, die Geest, ist ohne Zweifel zuerst, wahrscheinlich durch neptunische Revolutionen, in einer unbestimmbaren Vorzeit entstanden, während die Marschen allmählich und bis in die historische Periode hinein durch vermehrte Eindeichung sich gebildet haben. In unseren Torfmooren aber, diesem reichen Feuerungs-Magazin für die Nachwelt, liegt eine mächtige antediluvianische Vegetation begraben. Das ausnehmend langsame Wachsen derselben in späterer Zeit läßt auf die Jahrtausende schließen, welche erforderlich waren, um die vorhandenen tiefen Torflager zu schaffen. Sodann mögen, vielleicht durch den Eisgang bei gewaltigen Ueberschwemmungen, vom hohen Norden her jene zahlreichen, großen und kleinen (erratischen) Granitmassen gekommen sein, welche theils von einer dünnen Erdschicht bedeckt, theils offen auf unseren Haiden liegen, wie von Riesenhänden umhergestreut. Wie lange nach dieser Katastrophe nun das Land, und wiederum zuerst die Geest, bevölkert worden? das wird wohl für immer im Dunkeln bleiben; wie auch, woher die ersten Einwohner gekommen sind? ob aus Asien, oder aus Scandinavien, oder von den westlich wohnenden Kelten? Jedenfalls liegt aber vor der beglaubigten Geschichte auch diejenige Periode, worin die auf unseren Haiden vorhandenen vielen Grabhügel, und jene kolossalen Denkmäler aus rohen Feldsteinen errichtet sind, stumme Zeugen der ersten Kindheit unseres Volkes, gleichsam ein Buch, das Niemand lesen kann. Denn keinerlei Schrift, nicht einmal in Runen, giebt von ihrem Ursprunge

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_013.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)