Seite:Köster Alterthümer 034.png

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Kein Steinchen findet sich im Kleiboden, doch ist er verschieden in der Elb- und Weser-Marsch. Dort ist er thoniger, weniger Sand haltend, daher bindender und schwerer, für den schwersten gilt der des nördlichen Kehdingens; Weide, welche nicht vom Wasser überfluthet wird, trägt nach einigen Jahren Moos und fordert das Umbrechen; der „Duwok“, equisetum palustre, ist der Fluch dieser so gesegneten Fluren. Die Wesermarsch ist sandiger, oft nur 1½ Fuß tief, die Arbeit weniger abhängig vom Wetter, Moos und Duwok plagen nicht so allgemein und der lockere Boden trägt reich die Krone der Futtergräser, den Wiesenfuchsschwanz.

Da der Fluß die Marsch bildet, so ist sie am höchsten hart am Strome, aber doch nur wenige Fuß über den Sommerfluthen und bei jedem höhern Wasser überströmt, wenn die Deiche nicht schirmen. So ist der Außendeich oft merklich höher, als der Binnendeich, den kein „Schlick“ mehr wachsen läßt; dieser nimmt an Höhe ab gegen die Geest; das Moor bildet, wenn der Torf es nicht schon beträchtlich aufgetrieben hat, eine muldenförmige Senke zwischen Geest und Marsch. Kleierde liegt oft noch unter ihm, oft diese auf Moor, zwischen beiden zuweilen eine unfruchtbare, kalklose Schicht: „Darg“, in einigen Gegenden „Maibult“ genannt. Sie verdürbe jeden Boden, auf den sie geworfen; die Arbeiter untersuchen daher mit Scheidewasser die aufgeschlagene Erde; wenn sie darunter brauset, ist sie gut. Die Geest zeigt in ihrem steil abfallenden Rande mit den ausgewaschenen Busen noch deutlich das Flußufer, und die Anwohner erzählen, wie das Wasser vor 100 oder einigen hundert Jahren dort geströmt; aber der Anschein täuscht sie: lange ehe die Deiche waren, während das Moor sich bildete, konnte kein Schlickwasser hier strömen: die Zeiten waren einmal, aber sie liegen weiter zurück; von ihrem Dasein zeugen die im Moor gefundenen Reste von Schiffen. Und bis heute hat der Fluß sein Anrecht auf die von ihm erzeugten Gebilde nicht aufgegeben; nur das Wasser selbst ist wechselnder, als dieses feste Land der Marschen. Nach den Launen des Stromes setzt sich der Schlick an und bildet neuen „Anwuchs“ oder

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_034.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)