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Dieses innige Gottvertrauen, von welchem er noch in seiner Todesstunde den Seinigen ein so rührendes Beispiel gab, verbunden mit einer wahren und unwandelbaren Frömmigkeit, einer ächt christlichen Demuth und Bescheidenheit im Glücke, einem besonnenen Muthe und einer unerschütterlichen Standhaftigkeit im Unglücke, sowie einer strengen Enthaltsamkeit, bildete den Grundzug seines edlen Charakters. Seine gewöhnliche Nahrung bestand in Brot, Honig, Gemüse, Obst und Wasser; des Fleisches und der berauschenden Getränke jeder Art enthielt er sich gänzlich. Jeden Tag feierte er in frommer Andacht die Messe, war beständig mit Lernen und Lehren der Wahrheiten des christlichen Glaubens beschäftigt, wandte viele Mühe auf den Kirchengesang, indem er täglich zwei oder drei Psalmen sang; er besuchte fleißig die Mitglieder seiner zerstreuten Gemeinde und hatte Gnade bei Gott und allem Volke. Sein Wandel in Selbstverleugnung und seine große Strenge gegen sich selbst verliehen der Predigt seines Mundes Kraft und Nachdruck. Mit Recht gab ihm schon sein mächtiger Gönner und Freund, Karl der Große, das Zeugniß, daß er ein unsträflicher Mann vor Gott und seinen Heiligen sei.

Der Leichnam Willehad’s ward gleich nach seinem Tode von Blexen nach Bremen gebracht und in der von ihm selbst erbauten Kirche feierlich bestattet. Wie die Zeitgenossen ihm schon im Leben Wunderthaten zuschrieben, so legten sie solche auch seiner Leiche bei. Der berühmte Erzbischof Ansgar, der dritte in der Reihe seiner Nachfolger, welcher sein Leben nicht ohne lebhafte Theilnahme in lateinischer Sprache ausführlich beschrieben hat[1], zählt deren nicht weniger als vier und dreißig auf. Ihr Ruf verbreitete sich bald in weit entfernte Gegenden und bewirkte, daß ihn der Pabst nach der Sitte jener Zeiten unter die Zahl der Heiligen aufnahm, und Jahrhunderte hindurch wurde sein Gedächtniß alljährlich zwei Mal, am 13. Juli und am 8. November (den Tagen seiner Weihe und seines Todes), in der Kirche festlich begangen.

Verden.

G. H. Klippel.     

  1. Vergl. Lebensbeschreibung des Erzbischofs Ansgar, von G. H. Klippel, Dr. Bremen, Geisler. 1845. S. 115. ff.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_053.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)