Seite:Köster Alterthümer 058.png

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Nach anderthalb Jahren kehrten die Missionare zurück und Ansgar konnte nun, dem Zuge seines Herzens folgend, eine Zeitlang in der Einsamkeit eines Klosters zubringen.

Bisher waren die christlichen Gemeinden nördlich von der Elbe den Bischöfen Willerich von Bremen (Willehad’s Nachfolger) und Helingaud von Verden zugetheilt. Als aber der Kaiser Ludwig der Fromme von Ansgar’s Wirken in Dänemark und Schweden hörte, faßte er den Plan, im Norden der Elbe, an der Grenze seines Reichs, ein eignes Bisthum zu errichten. Dieser Plan wurde ausgeführt, die Bischöfe von Bremen und Verden gaben ihre Einwilligung und zum ersten Erzbischof des neuen Erzbisthums Hammaburg (Hamburg) wurde der nun 30 Jahr alte Ansgar gewählt. Nachdem er in feierlicher Versammlung geweiht war, ging er sofort nach Hamburg ab und erhielt nach wenigen Jahren auch die Bestätigung des Pabstes. Ein großes Arbeitsfeld hatte Ansgar wiederum vor sich, da der ihm anvertraute große Kirchensprengel erst gebildet werden mußte. Er ermüdete aber nicht; in stiller Verborgenheit streute er den edlen Samen des Gotteswortes hierhin und dorthin aus, bereisete selbst die Gegenden an der Unterelbe und seine früheren Missionsplätze in Schleswig und Jütland, vollendete den Bau der Hauptkirche in Hamburg, errichtete mit Hülfe seiner Brüder aus Alt- und Neucorvey ein Kloster in Hamburg, mit welchem er eine Klosterschule verband, legte eine Büchersammlung an und wirkte auf diese Weise zehn bis zwölf Jahre im größten Segen. Da zogen abermals schwere Gewitterwolken herauf; der König Harald in Dänemark ward wiederum vertrieben und sein Nachfolger war dem Christenthume durchaus feindlich gesinnt; Ansgar’s Nachfolger in der schwedischen Mission, der Bischof Gautbert, mußte, durch einen Volksaufstand gezwungen, die Flucht ergreifen und gleichzeitig schien Ansgar’s Werk in Hamburg durch einen Schlag mit einem Male zertrümmert zu werden. Es erschien nämlich im Jahre 845 eine normannische Seeräuberflotte – der Schrecken der damaligen Zeit – vor Hainburg. An Widerstand war nicht zu denken, die ganze Stadt, auch die Kirche und das Kloster, wurden in Asche gelegt, die

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_058.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)