Seite:Köster Alterthümer 176.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der räuberischen Angriffe der Herzöge von Lüneburg und von Oldenburg zu erwehren. Das alterthümliche Rathhaus stammt aus dem Jahre 1408. Seit 1579 sank jedoch durch das Aufblühen des großen Hamburg der Handel von Buxtehude, wie der von Stade, und beide Städte beschickten von da an nur mit einander abwechselnd den Hansatag. Sie hatten von den Bischöfen gleiche Privilegien erworben, und auch unter Schwedischer Herrschaft schlossen beide den Fundamental-Receß von 1652, der ihre bürgerlichen und kirchlichen Rechte wahrte.

Im siebzehnten Jahrhundert wurde die Stadt schwer heimgesucht durch wiederholte Ueberschwemmungen und Pestseuchen, noch mehr aber durch die Verwüstung des dreißigjährigen Krieges und die Erpressungen des Schwedischen Gouverneurs. 1683 wurden die Festungswerke abgetragen. Wie aber die Noth erfinderisch macht, so hat neuerlich der Speculationsgeist in Buxtehude zahlreiche Fabriken in’s Leben gerufen (in Cement, Oel, Seife, Porzellan u. s. w.) wie auch der Handel mit den Producten der Provinz und die Schiffbauerei schwunghaft betrieben wird. Da nun die Stadt, außer vielen Gärten, ein ansehnliches Feld- und Weideland besitzt, so ist ihr Wohlstand bedeutend gestiegen, ein eigentliches Proletariat in ihr unbekannt, und die alterthümlichen Straßen sind durch manche elegante Gebäude verschönert worden. Auch die Papier-Fabrik des Herrn Winter in Altkloster giebt durch ihre Dampfmaschinen vielen Menschen Nahrung, und ein schöner Garten daselbst ladet zum Besuche ein.

1542 hat Buxtehude die Reformation angenommen. Die freundliche Petrikirche, deren Thurm sich durch gefällige Bauart auszeichnete, hat das merkwürdige Schicksal gehabt, daß dieser Thurm schon zwei Mal (1674 und 1854) vom Blitze entzündet und bis auf das Mauerwerk verzehrt ist. Die heil. Geistkirche, die Marien- und die St. Annen-Capelle sind theils abgebrochen, theils nicht mehr im Gebrauch.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)