Seite:Köster Alterthümer 192.png

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Namen jener altnordischen Naturfeier, des Juelfestes, führt. Juel nämlich bedeutet ein Rad; und dieses sollte den neuen Umlauf der Sonne anzeigen. Genug, im lutherischen Norddeutschland wurde der Christbaum, als Symbol der Familien-Freude, im katholischen Süddeutschland die Krippe, als kirchliches Schauspiel, vorherrschend; und so mag denn nach der Reformation, schon um des Gegensatzes willen, bei den deutschen Protestanten der Christbaum vorgezogen sein[1]. Doch blieben einige Gebräuche beiden Kirchen gemeinschaftlich: unter andern die Beachtung der 12 heiligen Nächte (von Weihnacht bis heil. drei Könige), während welcher man keine Hülsenfrüchte genießen soll; ferner die Darstellung der Hirten zu Bethlehem oder der heil. drei Könige durch verkleidete Knaben oder junge Burschen, welche jetzt wegen des dabei getriebenen Unfugs, polizeilich verpönt ist. Auch der Knecht Ruprecht, womit man die unartigen Kinder schreckte, anscheinend ebenfalls eine ursprünglich heidnische Figur, ist gegenwärtig wohl größtentheils verschwunden.


c. Nachricht von dem Heergewette und anderen Rechten im Kirchspiele Debstedt[2].

Zum Heergewette in der Börde Döbstedt gehöret Ein Stoel mit einem Küssen, ein Tafel und ein Tafel-Laken.


  1. Das viel verbreitete Bild von Schwerdtgeburth: Luther im Kreise seiner Familie zu Wittenberg, am Christabend 1536, beruht ohne Zweifel auf historischer Wirklichkeit; und vielleicht hat Luthers Vorgang den Christbaum bei den Evangelischen besonders empfohlen.
  2. Aus Pratje’s historischen Sammlungen. Band 3. Seite 375. Die halb hoch-, halb plattdeutsche Sprache führt wohl auf den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. Das Stück läßt einen Blick thun in den damaligen Bestand eines ländlichen Haushalts; aber die auf Schlägereien und Injurien gesetzten Strafen sind ohne Zweifel uraltes Sassisches Herkommen. Debstedt stand damals unter Stadt-Bremischer Hoheit, wie das ganze Amt Bederkesa, und Verfasser der obigen Nachricht ist der Bremische Amtmann Johann Coch.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)