Seite:Köster Alterthümer 207.png

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offene Grab zu werfen, wird in den meisten Gemeinden unserer Provinz gefunden.

3. Am Weihnachts-Abend putzen Mann und Frau zwei Lichter aus: wessen Docht am längsten glüht, der lebt am längsten. Wenn die Pferde mit den Ohren klappen, kommen sie bald vor einen Leichen-Wagen; wenn sie aus der Nase schnauben, vor einen Braut-Wagen. Wenn der Pastor einen Kranken das heil. Abendmahl reicht, und tritt zuerst mit dem rechten Fuß in die Stube, so wird der Kranke gesund; mit dem linken, stirbt er bald. Wenn Jemand ein Vieh gekauft hat, so muß es, ehe es in das Haus oder den Stall tritt, über Stahl gehen, sonst gedeihet es nicht.

4. In der Gegend von Posthausen ist der Glaube an Hexereien noch lebendig; eine Frauensperson, die als Hexe gilt, wird allgemein gemieden, und ein für behext gehaltenes Schwein wird verscharrt, ohne daß man das Geringste davon genießt.

5. Ein systematisch formulirter Aberglaube findet sich im Lande Wursten. Man sieht zuweilen aus einem Gebäude dicken Rauch aufsteigen, und das Haus in Flammen zusammen sinken, worauf die dahinter liegenden Gegenstände deutlich gesehn werden können. Aber nach einigen Stunden ist die ganze Erscheinung spurlos verschwunden, und das Ganze ist ein Vorspuk, welcher bedeutet, entweder daß Vater oder Mutter des Hauses bald sterben, oder daß das Haus bald abbrennt. Eilt man nämlich auf das scheinbar brennende Haus zu, und die Mauern fühlen sich warm an, so bedeutet es Brand; kalt, so bedeutet es Tod. Im letzteren Falle muß man beachten, wo das scheinbar brennende Dachstroh zuerst zur Erde niederschießt: geschieht dies an der Vorderseite des Hauses, so stirbt binnen Jahr und Tag der Hausherr; geschieht’s dagegen an der Hinterseite, so stirbt binnen derselben Frist die Hausfrau.

6. Gewisse Krankheiten, wie die Rose und dergleichen, werden gebötet oder besprochen in folgender Weise:

Die Person, welche das Böten vollführt, nimmt einen Wermuths-Strauch und schlägt leise mit demselben auf

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)