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eisernen Sticken muß umgedrehet werden, das Hexenkreuz nennt. Einst kommt ein Mann aus Lehe spät in der Nacht über dieses Feld: als er bei diesem Kreuze angelangt ist, fällt er plötzlich in die Tiefe hinab. Sein Fall ist indeß nicht unsanft, eben so wenig erschrickt er, als er in der Tiefe angekommen ist, denn er befindet sich in einem herrlichen Palast, wo die Tische mit allerlei köstlichen Speisen bedeckt sind. Nun merkt er, daß er in einem Hexenpalast ist. Die Hexen nöthigen ihn, von den Speisen zu genießen; als er sie gekostet, findet er sie gar nicht nach seinem Geschmack, es fehlt nämlich das Salz daran, welches bekanntlich den Hexen zuwider und unausstehlich ist. Da sagt der Mann unbesonnener Weise: Alles ist so schön, die Speisen sind so köstlich, aber Eins fehlt daran, nämlich das Salz. In Einem Augenblick wird er wieder aufgehoben und auf die Oberfläche der Erde geschleudert. Als er sich nun besinnt, wo er sein mag und mit den Händen umherfühlt, gewahrt er, daß er in einem tiefen Sumpfe steckt, aus dem er sich mit großer Angst und Anstrengung herausarbeitet.


3. Das Grab des heiligen Dionysius.[1]

Südöstlich von Lehe, nahe an der Chaussee, die von Lehe über die Geestebrücke nach Geestendorf bis Bremen führt, liegt der Klushof, der früher als Armenkirchhof benutzt wurde, seit Anlegung des neuen Kirchhofes im Jahre 1827 aber nur noch als Grasplatz jährlich zum Besten der Armen vermiethet wird. Hier stand in alten Zeiten das erste christliche Gebäude in dieser Gegend, die Capelle zum heiligen Kreuz. Fromme Mönche verkündigten hier zuerst das Evangelium den heidnischen Sachsen; in welchen Jahren dies geschah, kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden. Wahrscheinlich war es kurz vor oder nach der Zeit,


  1. Vergl. Pratje Altes und Neues X. 10. Uebrigens ist dieser Dionysius, welcher für den ersten Apostel von Gallien angesehn wird, von dem Areopagiten wohl zu unterscheiden.
    K.     
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)