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4. Der Willehadus-Brunnen.

In dem Pfaargarten von Blexum im Oldenburgischen ist ein Brunnen, welcher der Willehadus-Brunnen genannt wird. Da der Ort unweit der Weser und in der Marsch liegt, so ist es um so merkwürdiger, daß dieser Brunnen ein gutes klares Quellwasser hat. Seinen Namen hat er von dem frommen Willehadus, der von England her kam, den Friesen nach dem Tode des Bonifacius[1] das Evangelium verkündigte und von Karl dem Großen zum ersten Bischof von Bremen gemacht wurde. In der Gegend, wo jetzt Blexum liegt, hat er sich lange aufgehalten und ist als Gründer der Kirche und des Dorfes anzusehen. Lange lehrte Willehadus unter den Friesen dieser Gegend das Evangelium, ohne daß er besondere Frucht seiner Arbeit unter ihnen wahrgenommen hätte. Sie waren eben so roh als unwissend, und glaubten weder an Gott, noch an wundervolle Thaten die er gethan hat, und wenn Willehadus ihnen davon erzählte, so spotteten sie darüber und verlangten von ihm, daß er sie ein Wunder sehen lassen solle, dann wollten sie ihm glauben und auch an Wunder; wo aber nicht, so wollten sie ihn als einen Lügner und Betrüger todtschlagen. Willehadus wußte schon, daß von ihrer Rohheit das Schlimmste zu erwarten stand, und sie mit kaltem Blute ihre Drohung an ihm wahrmachen würden, wenn er ihnen vor ihren Augen keine wunderbare That zeige. Hierüber gerieth der fromme Mann in Verlegenheit und Bekümmerniß; nicht, weil er sein Leben so sehr liebte, nein, das hätte er wohl zehnmal für sie verlieren mögen, wenn er ihnen damit hätte geistlichen Nutzen verschaffen können, sondern, weil sie dann noch mehr in ihrem Unglauben bestärkt worden wären. In dieser Noth wandte er sich im Gebet an den allmächtigen Gott, er wolle es nicht zugeben, daß die Ungläubigen aus dem ewigen Worte der Wahrheit einen Spott machten und ihn,

  1. Der heil. Bonifacius wurde in Dockum von den Friesen erschlagen. Auf dem Kirchhofe zu Dockum zeigt man noch einen Bonifacius-Brunnen. Pontoppidan Dänische Kirchen-Geschichte Th. 1. Seite 17.
    K.     
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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)