Seite:Köster Alterthümer 227.png

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ohne Räder; am Hinterende hatten sie ein Loch eingebrannt, durch welches sie einen spitzen Stock steckten. Er brannte aber noch ein Loch vor den Stock und keilte darin ein Kuhhorn fest, so daß das Horn als unser Voreisen war und zuerst den Boden aufreißen mußte. Den Hinterstock machte er breiter und gab ihm eine solche Richtung, daß er die Erde umwarf. Der Mann pflügt nun mit seinem verbesserten Pfluge, und der Acker bekam ein Ansehn, wie er nie gehabt, so daß dem Manne das Herz im Leibe lachte und er seine Nachbarn herbei rief, sich mit ihm zu freuen. Die Nachbaren kamen und als sie den Acker beschaut, staunten sie und riefen: „nun wollen wir’s wol machen! nun kann Einer zweimal so viel ernten.“ Aber gerade als sie dabei waren, sich dies neue Verfahren vormachen zu lassen, kam der Teufel zu ihnen und redete sie mit harten Worten an: „Gut, daß ich Euch alle hier beisammen habe! Ich bin der Teufel, und mir gehört alles Land hier zu. Denn als Eure Vorfahren hier in’s Land kamen (sie trieben ihr Vieh über’s Eis auf der Elbe), da ließ ich sie ungestört darin wohnen, weil mein Vieh, Bären und Wölfe, Drachen, Habichte und Fliegen, nicht dabei zu kurz kamen. Nun wollt ihr aber mit dem neuen Pfluge die anmuthige Wildniß ausroden, und meine Lust vermindern: das werd’ ich nicht leiden! von Allem, was ihr auf dem Acker gewinnt, will ich die Hälfte als Zoll haben!“ Den Bauern standen die Haare zu Berge, und sie brummten: die Hälfte? Aber was half das? Sie gaben endlich nach und fragten ganz kleinmüthig: ob er das obere, oder das untere Ende des Ackers haben wollte? Der Teufel meinte, sie wollten ihn anführen, und antwortete: er wolle nicht die Hälfte des Ertrags; denn Maaß und Gewicht wären unsicher; auch nicht die eine Hälfte des Ackers, weder in der Länge noch in der Breite; denn sein Stück würden sie weniger gut düngen und pflügen; sondern er wollte haben, was über der Erde wüchse, und sie könnten nehmen, was unter der Erde stände. Damit ging der Teufel weg, und die armen Bauern beriethen sich in großer Betrübniß. Am Ende aber sprachen sie: wir woll’n ihm eine Nase drehen! Nun pflügten sie den

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)