Seite:Köster Alterthümer 230.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wagen eine feste gepflasterte Chaussee sein müsse, die aber sofort hinter ihm zerfließe, so daß für andere Menschenkinder derselbe Weg, den er so eben passirt, in der früheren Unergründlichkeit vorliege. Der Teufel habe diese und andere Bedingungen denn auch getreulich erfüllt und zuletzt den Dr. Faust in die Hölle geholt. Das Haus, in welchem dieser letzte Vorgang stattgefunden haben soll, wird noch jetzt gezeigt. Es liegt im Kirchspiele Cappel am Oberstrich auf einer s. g. Hofstelle oder Worth. Die Sage fügt noch hinzu, in jenem Hause sei eine Kammer, durch deren Außenwand der Teufel mit dem Dr. Faust hinausgefahren sei, und an der inneren Fläche dieser Wand könne man noch jetzt das Blut des Mannes erblicken, das, so oft auch die Wand übergeweißt werde, dennoch immer wieder durch alle Tünche hervordringe und sichtbar werde.“

So die Sage, wie sie hier noch im Munde des Volkes lebt.

Die beiden oben erwähnten besonderen Bedingungen des Paktes haben gewiß ihren Entstehungsgrund in der Eigenthümlichkeit des Landes Wursten, das früher nur Weide und Kornland war und an Bäumen so gänzlichen Mangel hatte, daß außerhalb des Landes noch jetzt ja das Gerede geht, in demselben wachse kein einziger Baum, obwohl jetzt Obst-, Zier-, Nutz- und Schutzbäume dort reichlich sich finden und alljährlich noch angepflanzt werden. Da mochte denn in früheren Zeiten Obst und namentlich die schwerer zu transportirenden Kirschen als ein ganz besonderer Leckerbissen gelten. – Ebenso findet die Bedingung der stets vorliegenden Chaussee ihren hinreichenden Grund in der Beschaffenheit der Wege des Landes Wursten, das als ein angeschwemmtes Marschland sich fester Wege eben nie hat rühmen können; mithin war der Wunsch nach einer stets vorliegenden Chaussee ein ganz natürlicher. Merkwürdig ist aber ferner, daß ein dem Namen Faust oder Fust ziemlich gleichklingender Name von einer in früheren Zeiten eben im Kirchspiel Cappel wohnhaften angesehenen Wurster Familie geführt ist.

In Pratje’s Altem und Neuem V. 12. werden die Cappeler Viertels-Artikel vom Jahre 1620 mitgetheilt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)