Seite:Kaethe (Kleist) 020.jpg

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ich hütete seiner; in kurzem könne er es, vom Schlosse zu Strahl, wohin ich es zurückbringen würde, abholen.

GRAF OTTO. Nun? Und hierauf?

WENZEL. Der Alte holte die Jungfrau nicht ab?

DER GRAF VOM STRAHL. Drauf, da er am zwanzigsten Tage, um sie abzuholen, bei mir erscheint, und ich ihn in meiner Väter Saal führe: erschau ich mit Befremden, daß er, beim Eintritt in die Thür, die Hand in den Weihkessel steckt, und mich mit dem Wasser, das darin befindlich ist, besprengt. Ich arglos, wie ich von Natur bin, nöth’ge ihn auf einen Stuhl nieder; erzähle ihm, mit Offenherzigkeit, Alles, was vorgefallen; eröffne ihm auch, in meiner Theilnahme, die Mittel, wie er die Sache, seinen Wünschen gemäß, wieder in’s Geleis rücken könne; und tröste ihn und führ ihn, um ihm das Mädchen zu übergeben, in den Stall hinunter, wo sie steht, und mir eine Waffe von Rost säubert. So wie er in die Tür tritt, und die Arme mit thränenvollen Augen öffnet, sie zu empfangen, stürzt mir das Mädchen leichenbleich zu Füßen, alle Heiligen anrufend, daß ich sie vor ihm schütze. Gleich einer Salzsäule steht er, bei diesem Anblick,

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Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)