Seite:Kaethe (Kleist) 088.jpg

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GRAF VOM STRAHL.

Die Hand selbst, seht ihr, hat es schon vergessen.
Wenn’s Freiburg war, dem ich im Kampf um euch,
Dies Blut gezahlt, so kann ich wirklich sagen:
Schlecht war der Preis, um den er euch verkauft.

KUNIGUNDE.

Ihr denkt von seinem Werthe so – nicht ich.
(indem sie sich zur Mutter wendet).
– Doch wie? Wollt ihr euch, Gnädigste, nicht setzen?
(sie holt einen Stuhl, der Graf bringt die andern. Sie lassen sich sämmtlich nieder).

GRÄFIN.

Wie denkt ihr, über eure Zukunft, Fräulein?
Habt Ihr die Lag’, in die das Schicksal euch
Versetzt, bereits erwogen? Wißt ihr schon,
Wie euer Herz darin sich fassen wird?

KUNIGUNDE (bewegt).

Verehrungswürdige und gnäd’ge Gräfin,
Die Tage, die mir zugemessen, denk ich
In Preis und Dank, in immer glühender
Erinnerung dess, was jüngst für mich geschehn,
In unauslöschlicher Verehrung eurer,
Und eures Hauses, bis auf den letzten Odem,
Der meine Brust bewegt, wenn’s mir vergönnt ist,
In Thurneck bei den Meinen hinzubringen.
(sie weint.)

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)