Seite:Kaethe (Kleist) 090.jpg

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KUNIGUNDE.

Nehmt, nehmt, Herr Graf vom Strahl! Die Briefe sind
Zweideutig, seh’ ich ein, der Wiederkauf,
Zu dem sie mich berechtigen, verjährt;
Doch wär’ mein Recht so klar auch, wie die Sonne,
Nicht gegen euch mehr kann ich’s geltend machen.

DER GRAF VOM STRAHL.

Niemals, mein Fräulein, niemals, in der That!
Mit Freuden nehm ich, wollt ihr mir ihn schenken,
Von euch den Frieden an; doch, wenn auch nur
Der Zweifel eines Rechts auf Stauffen euer,
Das Document nicht, das ihn euch belegt!
Bringt eure Sache vor, bei Kaiser und bei Reich,
Und das Gesetz entscheide, wer sich irrte.

KUNIGUNDE (zur Gräfin).

Befreit denn ihr, verehrungswürd’ge Gräfin,
Von diesen leid’gen Documenten mich,
Die mir in Händen brennen, widerwärtig
Zu dem Gefühl, das mir erregt ist, stimmen,
Und mir auf Gottes weiter Welt zu nichts mehr,
Lebt’ ich auch neunzig Jahre, helfen können.

GRÄFIN (steht gleichfalls auf).

Mein theures Fräulein! Eure Dankbarkeit
Führt euch zu weit. Ihr könnt, was eurer ganzen
Familie angehört, in einer flüchtigen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)