Seite:Kaethe (Kleist) 129.jpg

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GRAF VOM STRAHL.

– Es ist die Jungfrau,
Die heut mit so viel Eifer uns gedient.

KUNIGUNDE.

Bei Gott, und wenn’s des Kaisers Tochter wäre!
– Was fürchtet ihr? Das Haus, wenn es gleich brennt,
Steht, wie ein Fels, auf dem Gebälke noch;
Sie wird, auf diesem Gang, nicht gleich verderben.
Die Treppe war noch unberührt vom Strahl;
Rauch ist das einz’ge Übel, das sie findet.

KÄTHCHEN (erscheint in einem brennenden Fenster).

Mein Fräulein! He! Hilf Gott! Der Rauch erstickt mich!
– Es ist der rechte Schlüssel nicht.

GRAF VOM STRAHL (zu Kunigunden).

Tod und Teufel!
Warum regiert Ihr eure Hand nicht besser?

KUNIGUNDE. Der rechte Schlüssel nicht?

KÄTHCHEN (mit schwacher Stimme). Hilf Gott! Hilf Gott!

GRAF VOM STRAHL. Komm herab, mein Kind!

KUNIGUNDE. Laßt, laßt!

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)