Seite:Kaethe (Kleist) 146.jpg

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Scene: Schloß Wetterstrahl. Platz, dicht mit Bäumen bewachsen, am äußeren zerfallenen Mauernring der Burg. Vorn ein Holunderstrauch, der eine Art von natürlicher Laube bildet, worunter von Feldsteinen, mit einer Strohmatte bedeckt, ein Sitz. An den Zweigen sieht man ein Hemdchen und ein Paar Strümpfe u. s. w. zum Trocknen aufgehängt.

Zweiter Auftritt.

Käthchen (liegt und schläft). Der Graf vom Strahl (tritt auf).

GRAF VOM STRAHL (indem er das Futteral in den Busen steckt). Gottschalk, der mir dies Futteral gebracht; hat mir gesagt, das Käthchen wäre wieder da. Kunigunde zog eben, weil ihre Burg niedergebrannt ist, in die Thore der meinigen ein; da kommt er und spricht: unter dem Holunderstrauch läge sie wieder da, und schliefe; und bat mich, mit thränenden Augen, ich möchte ihm doch erlauben, sie in den Stall zu nehmen. Ich sagte, bis der alte Vater, der Theobald sich aufgefunden, würd’ ich ihr in der Herberge ein Unterkommen verschaffen; und indessen hab’ ich mich herabgeschlichen, um einen Entwurf mit ihr auszuführen. – Ich kann diesen Jammer nicht mehr zusehen. Dies Mädchen, bestimmt, den herrlichsten Bürger von Schwaben zu beglücken, wissen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)