Seite:Kaethe (Kleist) 149.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

GRAF VOM STRAHL. Wo bist du denn, mein Herzchen? Sag mir an.

KÄTHCHEN.

Auf einer schönen grünen Wiese bin ich,
Wo Alles bunt und voller Blumen ist.

GRAF VOM STRAHL. Ach, die Vergißmeinnicht! Ach, die Kamillen!

KÄTHCHEN. Und hier die Veilchen; schau! ein ganzer Busch.

GRAF VOM STRAHL.

Ich will vom Pferde niedersteigen, Käthchen,
Und mich ins Gras ein wenig zu dir setzen.
– Soll ich?

KÄTHCHEN. Das thu, mein hoher Herr.

GRAF VOM STRAHL (als ob er riefe).

He! Gottschalk! –
Wo, laß ich doch das Pferd? – Gottschalk! Wo bist du?

KÄTHCHEN. Je, laß es stehn. Die Liese läuft nicht weg.

DER GRAF VOM STRAHL (lächelt).

Meinst du? – Nun denn, so sei’s!
(Pause. – Er rasselt mit seiner Rüstung).
Mein liebes Käthchen.
(er faßt ihre Hand).

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)