Seite:Kaethe (Kleist) 171.jpg

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Flach schmettr' ich sie, wie einen Schweizerkäse,
Der gährend auf dem Brett des Sennen liegt.
Erlass’, in deiner Huld und Gnade, mir,
Ein Mährchen, aberwitzig, sinnverwirrt,
Dir darzuthun, das sich das Volk aus zwei
Ereignissen, zusammen seltsam freilich,
Wie die zwei Hälften eines Ringes, passend,
Mit müß’gem Scharfsinn, an einandersetzte.
Begreif’, ich bitte dich, in deiner Weisheit,
Den ganzen Vorfall der Sylvesternacht,
Als ein Gebild des Fiebers, und so wenig
Als es mich kümmern würde, träumtest du,
Ich sei ein Jud’, so wenig kümmre dich,
Daß ich geras’t, die Tochter jenes Mannes
Sei meines hochverehrten Kaisers Kind!

ERZBISCHOF.

Mein Fürst und Herr, mit diesem Wort, fürwahr,
Kann sich des Klägers wackres Herz beruh’gen.
Geheimer Wissenschaft, sein Weib betreffend,
Rühmt er sich nicht; schau, was er der Mariane
Jüngst, in geheimer Zwiesprach’, vorgeschwatzt:
Er hat es eben jetzo widerrufen!
Straft um den Wunderbau der Welt ihn nicht,
Der ihn, auf einen Augenblick, verwirrt.
Er gab, vor einer Stund’, o Theobald,
Mir seine Hand, das Käthchen, wenn du kommst

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)