Seite:Kaethe (Kleist) 173.jpg

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So sei’s, Mordraufer, denn, so wie du willst.
Ein Cherubim, der mir, in Glanz gerüstet,
Zu Nacht erschien, als ich im Tode lag,
Hat mir, was läugn' ich’s länger, Wissenschaft,
Entschöpft dem Himmelsbronnen, anvertraut.
Hier vor des höchsten Gottes Antlitz steh’ ich,
Und die Behauptung schmettr' ich dir ins Ohr:
Käthchen von Heilbronn, die dein Kind du sagst,
Ist meines höchsten Kaisers dort; komm her,
Mich von dem Gegentheil zu überzeugen!

DER KAISER. Trompeter, blaß’t, dem Lästerer zum Tode!

(Trompetenstöße)

THEOBALD (zieht)

Und wäre gleich mein Schwerdt auch eine Binse,
Und einem Griffe, locker, wandelbar,
Von gelbem Wachs geknetet, eingefugt,
So wollt’ ich doch von Kopf zu Fuß dich spalten,
Wie einen Giftpilz, der der Haid’ entblüht,
Der Welt zum Zeugniß, Mordgeist, daß du logst!

GRAF VOM STRAHL (er nimmt sich sein Schwerdt ab und gibt es weg).

Und wär mein Helm gleich und die Stirn, die drunter,
Durchsichtig, messerrückendünn, zerbrechlich,
Die Schaale eines ausgenomm’nen Ei’s,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)