Daß ich nicht verstand zu fragen
Von der Mutter, meiner Alten,
Nicht noch zwei so kleine Worte,
Wie zu sein und wie zu leben
In den Tagen voller Unheil:
Kenne nicht der Schlange Schmerzen,
Nicht des Wasserrohres Qualen.“
„Mutter, die du mich getragen,
Die mit Mühsal mich erzogen!
Mögst du wissen und erfahren,
Wo dein Sohn, der Arme, weilet,
Kämest dann herbeigeeilet,
Um den Armen zu befreien
Von dem Tod an dieser Stelle,
So als Jüngling einzuschlafen,
Lebensfrisch noch fortzugehen.“
Nordlands Greis mit blinden Augen,
Naßhut, dieser Heerdenhüter,
Stürzt den muntern Lemminkäinen,
Senket ihn, den Sohn Kalewa’s,
In den schwarzen Fluß Tuonela’s,
Lemminkäinen voller Frohsinn
Fällt mit Lärmen durch die Strömung,
Rauschen mit dem Wasserfalle
In des Todtenlandes Räume.
Tuoni’s blutbefleckter Knabe
Haut den Mann mit seinem Schwerte,
Schlägt drauf los mit scharfer Klinge,
Hauet einmal, daß es funkelt,
Schlägt den Mann in fünf der Stücke,
Wirft sie in den Fluß Tuonela’s
In die untre Fluth Manala’s:
„Strecke dich nun ewig dorten,
Mit dem Bogen, mit den Pfeilen,
Schieße Schwäne in dem Flusse,
Wasservögel in den Fluthen.“
Also endet Lemminkäinen,
Starb der unverdrossne Freier
In dem schwarzen Strome Tuoni’s,
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)