Daher hat es guten Namen,
Daher ist’s von gutem Rufe,
Da es wahrlich gut geartet,
Weiber bald zum Lachen bringet,
Männern gute Laune spendet,
Brave Männer sehr erfreuet,
Thoren nur zu Streichen treibet.“
Als die Wirthin von Pohjola
So des Bieres Ursprung hörte,
Sammelt’ Wasser sie im Zuber,
Bis zur Hälfte des Gefäßes,
Legte Gerste zur Genüge
Fing das Bier dann an zu brauen,
Und das Wasser umzurühren
Auf des neuen Fasses Boden,
In dem Raum des Birkenzubers.
Mondelang heizt man die Steine,
Kochet Sommerlang das Wasser,
Brauchte Holz von ganzen Hainen,
Ganze Brunnen voll von Wasser;
Lichter werden so die Haine
Da zum Biere es verwendet,
Zu dem Dünnbier ward getragen
Zu des Nordens großem Schmause,
Zum Gelag des guten Haufens.
Rauch erhebt sich auf dem Eiland,
Feuer auf der Landzung’ Ende,
Dick erhob des Rauches Masse,
Dick der Dampf sich in die Lüfte
Von dem Sitz des wilden Feuers,
Füllt des Nordlands halbe Strecke,
Ganz die Heimath der Karelen.
Alles Volk blickt auf zum Himmel,
Blickt gar ängstlich in die Höhe:
„Woher mag der Rauch wohl kommen,
Mag der Dampf zum Himmel steigen?
Ist zu klein für Kriegesfeuer,
Ist zu groß für Hirtenfeuer.“
Lemminkäinen’s alte Mutter
Wasser aus dem Quell’ zu holen,
Sah des Rauches dicke Masse
In der Gegend von dem Nordland,
Redet Worte solcher Weise:
„Ist wohl Rauch vom Kriegesfeuer,
Von den Flammen großer Feindschaft.“
Selbst der Inselländer Ahti,
Er, der schöne Kaukomieli,
Blicket um sich in die Runde,
„Möchte wohl es näher sehen,
In der Nähe es betrachten,
Wo der Rauch den Ursprung habe
Und der Dampf die Luft erfülle,
Ob es Rauch vom Kriegesfeuer,
Von den Flammen großer Feindschaft.“
Kauko blicket scharfen Auges
Auf den Ort der Rauchesmasse,
War nicht Feuer eines Krieges,
War das Feuer von dem Biere,
Flammen von dem Dünnbierbrauen
An dem Sunde Sariola’s,
An der Klippenbucht der Landzung’.
Fleißig blickte Kauko dorthin,
Drehte schief das eine Auge,
Schielte mit dem andern Auge
Und verzog den Mund allmähliq;
Redet bei dem letzten Blicke,
„O geliebte Schwiegermutter,
Nordlands wohlgesinnte Wirthin!
Braue Bier von rechter Güte,
Mache Dünnbier, das was tauget,
Als Getränk dem großen Haufen
Und zumal den Lemminkäinen
Bei dem eignen Hochzeitsfeste
Mit der vielgeliebten Tochter!“
Fertig war das Bier geworden,
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)