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Voltaire: Kandide. Erster Theil

und ich sehe wohl ein, daß alles auf’s Beste gemacht ist. Man drang ihm etliche Thaler auf; er wollt’ ihnen dafür Schwarz auf Weis geben; sie wollten’s nicht. Man sezt sich zu Tische, iss’t, trinkt. Nicht wahr, fängt der Eine an, Sie sind ihm recht herzlich gut dem …… Dem herzensguten englischen Kunegundchen? antwortet’ er. Wohl bin ich’s; ich liebe sie; bete sie an. „Nicht doch! den König der Bulgaren meinen wir, ob Sie dem recht herzlich gut sind?“ Was wollt’ ich? Ich kenn’ ihn gar nicht, antwortete jener; hab’ ihn nie gesehn. „Kennen ihn gar nicht! Haben ihn nicht gesehn! Den Mann nicht! Teufel! das ist der treflichste Herr auf Gottes Erdboden! solchen König giebt’s gar nicht mehr! Allo! Er soll leben!“ Das soll er! rief Kandide aus vollem Herzen, und sties an. Wie er geleert, hies es: Na, so wär’s denn geschehn! Nun sind Sie Held! die Säule der Bulgaren! Ihr Schuz und ihr Schirm! Die Schranken der Ehre stehn vor Ihnen geöfnet! Lorbeern ohne Zahl erwarten Ihrer!

Sogleich legte man ihm Schellen an die Füsse und führte ihn zum Regimente. Da lernt’ er das Rechts und Links um kehrt euch, Gewehr hoch, Gewehr beim Fus, Feuer, Marsch, und empfing dabei dreissig Prügel; den andern Tag exerzirt er schon ein wenig besser und bekömmt

Empfohlene Zitierweise:
Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)