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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Abaren haben’s auf einem benachbarten Bulgarischen Rittersiz eben so gemacht.

Kandide sank bei der Erzälung abermals in Ohnmacht; nachdem er aber wieder zu sich gekommen war, und ein gehöriges Lamento angestimmt hatte, erkundigt’ er sich nach der Ursach und Wirkung und dem zureichenden Grunde, der Panglosen in einen so erbärmlichen Zustand versezt habe.

Panglos. Ach Liebe war’s, Liebe, sie, die Trost auf das ganze menschliche Geschlecht herabströmt, das ganze Universum umfasst und erhält, sie, der Lebensquell aller fühlenden Geschöpfe; Liebe war’s, der zärtlichste aller Affekte.

Kandide. Auch ich hab sie gekannt, diese Liebe, sie, die alle Herzen beherrscht, Leben und Licht in unsre Seele bringt; und der Lohn, den sie mir gab, bestand aus einem Kus und zwanzig Fustritten in den Hintern; ein bessrer Lohn ward mir nie. Wie konnte aber diese schöne Ursach so abscheuliche Wirkungen bei Ihnen hervorbringen?

Panglos. Sie haben doch die Gertrud gekannt, lieber Kandide, das niedliche Zöfchen von dem königlichen Weibe der alten Baronessin? In ihren Armen hab’ ich Paradieseswonne geschmekt, und eben die hat das Höllenfeuer in all’ meinen Adern angefacht, das mich

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)