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Voltaire: Kandide. Erster Theil

und auf’s allertreuherzigste all’ seine Leiden nach ihrer Trennung. Das Auge gen Himmel gerichtet, schenkte Kunegunde dem Gedächtnis des braven Wiedertäufers und Panglosen’s einige Zähren. Hierauf sprach sie zu Kandide, wie folgt. Eben so gierig als er das liebreizende Mädchen mit den Augen verschlang, verschlang er auch jedes ihrer Worte.



Achtes Kapitel.
Barones Kunegunden’s Geschichte.

Ich schlief noch ganz wohlbehäglich, als es dem Himmel gefiel, Bulgaren in unser schönes Schlos Donnerstrunkshausen zu senden. Mein Vater und Bruder mussten über die Klinge springen, meine Mutter hieben sie in Krautstükken. Bei diesem gräslichen Auftritt verlor ich alle Besinnung. Dies nuzte ein langer Bulgar von sechs Schuh, machte sich über mich her, und begann mich zu schänden. Hierdurch erwacht’ ich von meiner Ohnmacht, bekam all’ meine Sinne wieder, kreischte laut, zerrang und zerarbeitete mich, um loszukommen, bis um mich, krazte, wollte dem grossen Tölpel die Augen ausreissen. Hätt’

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)