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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Schade, sehr schade! sagte Kandide, daß der weise Panglos wider alle Sitt’ und Brauch in einem Audodafé ist aufgehängt worden, was für vortrefliche Dinge würd’ er über das physische und moralische Übel sagen, das unsern Erdwasserball bedekt, und ich würde mich stark genug fühlen, ihm einige bescheidne Einwürfe zu machen.

Über die Erzählungen langte man, eh’ man sich’s versahe, in Buenos-ayres an. Kunegunde, Hauptmann Kandide und die Alte begaben sich zum dasigen Stathalter, dem Don Fernando d’Ibara y Figueora y Mascarenes y Lampourdos y Souza. Er war so hochfahrend, als es ein so vielbetitelter Mann sein musste; sprach in so hochadelich-verächtlichem Tone mit Mannspersonen, trug seine Nase so hoch hinaus in die Lüfte, erhub seine Stimme so posaunenmässig, hatte einen so befehlshaberischen Ton, und solchen Pfauengang, daß jedem, der ihm seine Aufwartung machte, der Gelust ankam, ihn derb durchzuprügeln; die Frauenzimmer liebt’ er auf’s heftigste; Kunegunde däuchte ihm das schönste, reizendste Geschöpf, das er je gesehn hatte. Seine erste Frage war, ob sie des Hauptmanns Frau sei.

Das fragte er mit einem Ton, mit einer Mine, daß Kandide ganz zu Boden geschlagen

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)