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Voltaire: Kandide. Erster Theil

da ist’s denn immer freilich besser, seine Feinde in seinem Magen zu begraben, als die Frucht seines Sieges den Raben und Krähen Preis zu geben.

Aber Kinderchen, Eure guten Freunde werdet Ihr doch nicht verzehren wollen? Ihr denkt ’nen Jesuiten an den Spies zu stekken, und ’s is Eur Schutzpatron, ’n erzabgesagter Feind von Euren Feinden, die Ihr rösten wollt. Was mich anlangt, ich bin in Eurem Lande geboren, und der junge Mann da, is mein Herr, und nichts weniger als ’n Jesuit; hat vielmehr ’nen Jesuiten kapponirt, und seine Jakke angezogen, und eben darum habt Ihr Euch geirrt.

Damit Ihr nun seht, daß ich kein Windbeutel bin, so nehmt den Rok, zeigt ihn an dem ersten Gränzorte von Los Padres, und fragt, ob mein Herr nicht ’nen Jesuitschen Offizier kalt gemacht hat. ’S is ja nur ’n Kazensprung bis dahin, und findet Ihr, daß ich Euch belogen habe, so könnt Ihr uns ja noch immer fressen. Hab’ ich Euch aber reinen Wein eingeschenkt, nu, so wisst Ihr zu gut, was Rechtens ist, als daß Ihr uns nicht begnadigen solltet.

Hat ganz recht! schrien die Langohren, und sie trugen zwei von den Ältesten des Landes auf, einen Wips nach dem Jesuiterlande zu machen, und sich nach der Wahrheit zu erkundigen.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_089.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)