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Voltaire: Kandide. Erster Theil

In diesem Lande der Gastfreiheit hatten sie nun einen Monat lang gelebt, und Kandide hatte tagtäglich zu Kakambo’n gesagt: Freilich kann man meinen Geburtsort Donnerstrunkshausen mit diesem Lande gar nicht in Vergleich stellen, aber gleichwohl find’ ich keine Barones Gundchen hier, und Deine Amasia ist auch gewis in Europa. Bleiben wir hier, so sind wir nicht einen Gran mehr als die übrigen Einwohner. Gehn wir aber wieder in unser Land und nemen zur zwölf Hämmel mit, mit Eldoradoschen Kieselsteinen beladen, so sind wir reicher als alle Könige auf Erden, dürfen keine Inquisition mehr fürchten, und können gar leicht Barones Gundchen wiederbekommen.

Der Vorschlag gefiel Kakambo’n nicht übel. Reisen und rennen, sich bei seinen Landsleuten geltend machen, und was man auswärts gesehn und gehört hat, ihnen ewig vorprunken, das thut der Mensch doch gar zu gern. Von dem Schlage waren auch unsre beiden Reisenden. Sie waren zu vollglüklich; um der Lage nicht überdrüssig zu sein, gingen sie hin und baten den König um ihren Abschied.

Kein gescheiter Einfall, Kinder! sagte der König. Ich weiß wohl, daß mein Land nicht so was Besonders ist; indes sizt man nur halbweg gut, mus man das Rükken lassen, pflegt

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)