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Voltaire: Kandide. Erster Theil

nicht Leute genug umgebracht; er ficht mit einem Französischen Admiral, und nachher find’t sich’s, daß er ihm nicht dicht genug auf der Haut gewesen ist.“ Aber, sagte Kandide, der Französische Admiral war ja so weit vom Englischen als dieser von jenem. „Nicht zu läugnen, indes kann’s hier zu Lande gar nicht schaden, wenn einmal ein Admiral arquebusirt wird, desto mehr lodert den übrigen der Mut an.“

Der gehabte Anblik, die eben gehörte Rede, hatten Kandiden so betäubt, wurmten ihm so sehr, daß er nicht einmal den Fus an’s Land sezen wollte, und auf der Stelle mit dem Holländischen Schiffer bedung, ihn ungesäumt nach Venedig zu bringen; sollte der ihn auch gleich wie der Surinamsche Schifspatron beschnellen.

Binnen zwei Tagen war der Schiffer klar. Es ging an den Küsten von Frankreich weg, dicht vor Lissabon vorbei, wo Kandiden kalter Schauer über den Nakken lief; hinein in die Strasse[1] und so in’s Mittelländische Meer; endlich lag man vor Venedig.

  1. Die Strass bedeutet in der Schiffersprache gemeiniglich: eine Meerenge oder Kanal zwischen nahgelegenen Ländern; im engern Sinn aber, (wie hier) bezeichnet es: Die Strasse von Gibraltar, eine Meerenge zwischen Andalusien und dem Königreich Fez. wie bekannt, die das Mittelländische Meer mit dem Atlantischen vereinigt.
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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)