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Voltaire: Kandide. Erster Theil

manchmal steht mir’s frei, herumzureisen; meine Wächter verlassen mich aber nie. Ich bin hieher gekommen, um dem Karneval beizuwohnen.

Und ich bin Karl Eduard, König von England, sagte der Dritte. Mein Vater trat mir seine Gerechtsame am Reiche ab. Ich suchte sie mit gewafneter Hand zu vertheidigen; man ris acht Hunderten meiner Anhänger das Herz aus dem Leibe, und schleuderte es ihnen um die Bakken; mich warf man in’s Gefängnis. Jezt geh’ ich nach Rom, meinen Vater zu besuchen, den König, der sowohl entthront ist, wie ich und mein Grosvater. Ich kam hieher, um dem Karneval beizuwohnen.

Nunmehr nam der Vierte das Wort, und sagte: Ich bin König der Polen, beraubt meines Erbreichs durch das Kriegsglük, das auch an meinem Vater seine Tükke übte, ich habe mich völlig der Vorsicht resignirt, so wie Sultan Achmet, Zaar Iwan, und König Karl Eduard, denen Gott ein langes Leben verleihen wolle. Ich kam hieher um dem Karneval beizuwohnen.

Auch ich bin König der Polen, hub der Fünfte an, verlor zweimal mein Reich, erhielt aber durch die Vorsehung einen andern Staat, worin ich mehr Gutes gethan habe, als je alle

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)