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10 Einleitung. 10

speculativen Erkentniß a priori; denn die analytischen sind zwar höchst wichtig und nöthig, aber nur um zu derienigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen, die zu einer sicheren und ausgebreiteten Synthesis, als zu einem wirklich neuen Anbau, erforderlich ist.

 Es liegt also hier ein gewisses Geheimniß verborgen[1], dessen Aufschluß allein den Fortschritt in dem grenzenlosen Felde der reinen Verstandeserkentniß sicher und zuverläßig machen kan: nemlich mit gehöriger Allgemeinheit den Grund der Möglichkeit synthetischer Urtheile a priori aufzudecken, die Bedingungen, die eine jede Art derselben möglich machen, einzusehen, und diese ganze Erkentniß (die ihre eigene Gattung ausmacht) in einem System nach ihren ursprünglichen Quellen, Abtheilungen, Umfang und Grenzen, nicht durch einen flüchtigen Umkreis zu bezeichnen, sondern vollständig und zu iedem Gebrauch hinreichend zu bestimmen. So viel vorläufig von dem Eigenthümlichen, was die synthetischen Urtheile an sich haben.

 Aus diesem allen ergiebt sich nun die Idee einer besondern Wissenschaft, die zur Critik der reinen Vernunft

die- die-

  1. Wäre es einem von den Alten eingefallen, auch nur diese Frage aufzuwerfen, so würde diese allein allen Systemen der reinen Vernunft bis auf unsere Zeit mächtig widerstanden haben, und hätte so viele eitele Versuche erspahrt, die, ohne zu wissen, womit man eigentlich zu thun hat, blindlings unternommen worden.
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 010. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_010.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)