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35 II Abschnitt. Von der Zeit. 35

obiectiv, wenn man von der Sinnlichkeit unsrer Anschauung, mithin derienigen Vorstellungsart, welche uns eigenthümlich ist, abstrahirt, und von Dingen überhaupt redet. Die Zeit ist also lediglich eine subiective Bedingung unserer (menschlichen) Anschauung, (welche iederzeit sinnlich ist, d. i. so fern wir von Gegenständen afficirt werden) und an sich, ausser dem Subiecte, nichts. Nichts desto weniger ist sie in Ansehung aller Erscheinungen, mithin auch aller Dinge, die uns in der Erfahrung vorkommen können, nothwendiger Weise obiectiv. Wir können nicht sagen: alle Dinge sind in der Zeit, weil bey dem Begriff der Dinge überhaupt von aller Art der Anschauung derselben abstrahirt wird, diese aber die eigentliche Bedingung ist, unter der die Zeit in die Vorstellung der Gegenstände gehört. Wird nun die Bedingung zum Begriffe hinzugefügt, und es heißt: alle Dinge, als Erscheinungen (Gegenstände der sinnlichen Anschauung) sind in der Zeit, so hat der Grundsatz seine gute obiective Richtigkeit und Allgemeinheit a priori.

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 Unsere Behauptungen lehren demnach empirische Realität der Zeit, d. i. obiective Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände, die iemals unsern Sinnen gegeben werden mögen. Und da unsere Anschauung iederzeit sinnlich ist, so kan uns in der Erfahrung niemals ein Gegenstand gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehörete. Dagegen streiten wir der Zeit allen Anspruch auf absolute Realität, da sie nemlich, auch ohne auf die

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 035. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_035.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)