64 | Elementarlehre. II. Th. I. Abth. Transsc. Analytik. |
grundlosen Anmassungen aufzudecken, und ihre Ansprüche auf Erfindung und Erweiterung, die sie blos durch transscendentale Grundsätze zu erreichen vermeinet, zur blossen Beurtheilung und Verwahrung des reinen Verstandes vor sophistischen Blendwerke herabzusetzen.
Diese Analytik ist die Zergliederung unseres gesamten Erkentnisses a priori in die Elemente der reinen Verstandeserkentniß. Es kommt hiebey auf folgende Stücke an. 1. Daß die Begriffe reine und nicht empirische Begriffe seyn. 2. daß sie nicht zur Anschauung und zur Sinnlichkeit, sondern zum Denken und Verstande gehören. 3. Daß sie Elementarbegriffe seyn und von den abgeleiteten, oder daraus zusammengesetzten, wol unterschieden werden. 4. Daß ihre Tafel vollständig sey, und sie das ganze Feld des reinen Verstandes gänzlich ausfüllen. Nun kan diese Vollständigkeit einer Wissenschaft nicht auf den Ueberschlag, eines blos durch Versuche zu Stande gebrachten Aggregats, mit Zuverläßigkeit angenommen werden; daher ist sie nur vermittelst einer Idee des Ganzen der Verstandeserkentniß a priori und die daraus bestimmte Abtheilung der Begriffe, welche sie ausmachen, mithin nur durch
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_064.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)