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85 I. Absch. Von den Princip. einer Transsc. Deduct. 85

Rechtsgrund weder aus der Erfahrung, noch der Vernunft anführen kan, dadurch die Befugniß seines Gebrauchs deutlich würde.

 Unter den mancherley Begriffen aber, die das sehr vermischte Gewebe der menschlichen Erkentniß ausmachen, giebt es einige, die auch zum reinen Gebrauch a priori (völlig unabhängig von aller Erfahrung) bestimt sind, und dieser ihre Befugniß bedarf iederzeit einer Deduction; weil zu der Rechtmäßigkeit eines solchen Gebrauchs Beweise aus der Erfahrung nicht hinreichend sind, man aber doch wissen muß, wie diese Begriffe sich auf Obiecte beziehen können, die sie doch aus keiner Erfahrung hernehmen. Ich nenne daher die Erklärung der Art, wie sich Begriffe a priori auf Gegenstände beziehen können, die transsc. Deduction derselben, und unterscheide sie von der empirischen Deduction, welche die Art anzeigt, wie ein Begriff durch Erfahrung und Reflexion über dieselbe erworben worden, und daher nicht die Rechtmäßigkeit, sondern das Factum betrift, wodurch der Besitz entsprungen.

 Wir haben iezt schon zweierley Begriffe von ganz verschiedener Art, die doch darin mit einander übereinkommen, daß sie beyderseits völlig a priori sich auf Gegenstände beziehen, nemlich, die Begriffe des Raumes und der Zeit, als Formen der Sinnlichkeit, und die Categorien, als Begriffe des Verstandes. Von ihnen eine empirische Deduction versuchen wollen, würde ganz vergebliche Arbeit seyn; weil eben darin das Unterscheidende ihrer Natur

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 085. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_085.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)