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101 II. Absch. Gründe zur Möglichkeit der Erfahr. 101

Land mit Früchten, bald mit Eis und Schnee bedeckt seyn, so könte meine empirische Einbildungskraft nicht einmal Gelegenheit bekommen, bey der Vorstellung der rothen Farbe den schweren Zinnober in die Gedanken zu bekommen, oder würde ein gewisses Wort bald diesem, bald ienem Dinge beygeleget, oder auch eben dasselbe Ding bald so bald anders benant, ohne daß hierin eine gewisse Regel, der die Erscheinungen schon von selbst unterworfen sind, herrschete, so könte keine empirische Synthesis der Reproduction statt finden.

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 Es muß also etwas seyn, was selbst diese Reproduction der Erscheinungen möglich macht, dadurch, daß es der Grund a priori einer nothwendigen synthetischen Einheit derselben ist. Hierauf aber komt man bald, wenn man sich besinnt, das Erscheinungen nicht Dinge an sich selbst, sondern das blosse Spiel unserer Vorstellungen sind, die am Ende auf Bestimmungen des inneren Sinnes auslaufen. Wenn wir nun darthun können, daß selbst unsere reineste Anschauungen a priori keine Erkentniß verschaffen, ausser, so fern sie eine solche Verbindung des Mannigfaltigen enthalten, die eine durchgängige Synthesis der Reproduction möglich macht, so ist diese Synthesis der Einbildungskraft auch vor aller Erfahrung auf Principien a priori gegründet, und man muß eine reine transscendentale Synthesis derselben annehmen, die selbst der Möglichkeit aller Erfahrung, (als welche die Reproducibilität

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_101.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)