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104 Elementarl. II. Th. I. Abth. I.Buch. II. Hauptst. 104

der Vorstellung verknüpfen: aber unerachtet dieser Unterschiede, muß doch immer ein Bewustseyn angetroffen werden, wenn ihm gleich die hervorstechende Klarheit mangelt, und ohne dasselbe sind Begriffe, und mit ihnen Erkentniß von Gegenständen ganz unmöglich.

 Und hier ist es denn nothwendig, sich darüber verständlich zu machen, was man denn unter dem Ausdruck eines Gegenstandes der Vorstellungen meine. Wir haben oben gesagt: daß Erscheinungen selbst nichts als sinnliche Vorstellungen sind, die an sich, in eben derselben Art, nicht als Gegenstände (ausser der Vorstellungskraft) müssen angesehen werden. Was versteht man denn, wenn man von einem der Erkenntniß correspondirenden, mithin auch davon unterschiedenen Gegenstande redet? Es ist leicht einzusehen, daß dieser Gegenstand nur als etwas überhaupt = X müsse gedacht werden, weil wir ausser unserer Erkentniß doch nichts haben, welches wir dieser Erkentniß als correspondirend gegen über setzen könten.

 Wir finden aber, daß unser Gedanke von der Beziehung aller Erkentniß auf ihren Gegenstand etwas von Nothwendigkeit bey sich führe, da nemlich dieser als dasienige angesehen wird, was dawider ist, daß unsere Erkentnisse nicht aufs Gerathewohl, oder beliebig, sondern a priori auf gewisse Weise bestimt seyn, weil, indem sie sich auf einen Gegenstand beziehen sollen, sie auch nothwendiger Weise in Beziehung auf diesen unter einander übereinstimmen,

ein-
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_104.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)