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116 Elementarl. II. Th. I. Abth. I.Buch. II. Hauptst. 116

reine Synthesis der Einbildungskraft, und dem empirischen Bewustseyn die reine Apperception, d. i. die durchgängige Identität seiner selbst bey allen möglichen Vorstellungen, a priori zum Grunde.

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 Wollen wir nun den innern Grund dieser Verknüpfung der Vorstellungen bis auf denienigen Punct verfolgen, in welchem sie alle zusammenlaufen müssen, um darin allererst Einheit der Erkentniß zu einer möglichen Erfahrung zu bekommen, so müssen wir von der reinen Apperception anfangen. Alle Anschauungen sind vor uns nichts, und gehen uns nicht im mindesten etwas an, wenn sie nicht ins Bewustseyn aufgenommen werden können, sie mögen nun direct oder indirect, darauf einfliessen, und nur durch dieses allein ist Erkentniß möglich. Wir sind uns a priori der durchgängigen Identität unserer selbst in Ansehung aller Vorstellungen, die zu unserem Erkentniß iemals gehören können, bewust, als einer nothwendigen Bedingung der Möglichkeit aller Vorstellungen, (weil diese in mir doch nur dadurch etwas vorstellen, daß sie mit allem andern zu einem Bewustseyn gehören, mithin darin wenigstens müssen verknüpft werden können). Dies Princip steht a priori fest, und kan das transscendentale Princip der Einheit alles Mannigfaltigen unserer Vorstellungen (mithin auch in der Anschauung), heissen. Nun ist die Einheit des Mannigfaltigen in einem Subiect synthetisch: also giebt die reine Apperception ein Principium

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_116.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)