Seite:Kant Critik der reinen Vernunft 207.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
207 III. Absch. Systemat. Vorstellung aller etc. 207

ein entgegengesezter im andern folgen könne, davon haben wir a priori nicht den mindesten Begriff. Hierzu wird die Kentniß wirklicher Kräfte erfordert, welche nur empirisch gegeben werden kan, z. B. der bewegenden Kräfte, oder, welches einerley ist, gewisser succeßiven Erscheinungen, (als Bewegungen) welche solche Kräfte anzeigen. Aber die Form einer ieden Veränderung, die Bedingung, unter welcher sie, als ein Entstehen eines andern Zustandes, allein vorgehen kan, (der Inhalt derselben, d. i. der Zustand, der verändert wird, mag seyn, welcher er wolle) mithin die Succeßion der Zustände selbst (das Geschehene) kan doch nach dem Gesetze der Caussalität und den Bedingungen der Zeit a priori erwogen werden.[1]

.

 Wenn eine Substanz aus einem Zustande a in einen andern b übergeht, so ist der Zeitpunct des zweiten vom Zeitpuncte des ersteren Zustandes unterschieden, und folgt demselben. Eben so ist auch der zweite Zustand als Realität (in der Erscheinung) vom ersteren, darin diese nicht war, wie b vom Zero unterschieden, d. i. wenn der Zustand b sich auch von dem Zustande a nur der Größe nach unterschiede, so ist die Veränderung ein Entstehen von

b–a,

  1. Man merke wol: daß ich nicht von der Veränderung gewisser Relationen überhaupt, sondern von Veränderung des Zustandes rede. Daher, wenn ein Cörper sich gleichförmig bewegt, so verändert er seinen Zustand (der Bewegung) gar nicht, aber wol, wenn seine Bewegung zu- oder abnimt.
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_207.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)