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249 III. Hauptst. Von dem Grunde d. Untersch. etc. 249

Wenn ich aber Dinge annehme, die blos Gegenstände des Verstandes sind, und gleichwol, als solche, einer Anschauung, obgleich nicht der sinnlichen (also coram intuitu intellectuali) gegeben werden können; so würden dergleichen Dinge Noümena (intelligibilia) heissen.

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 Nun sollte man denken, daß der durch die transsc. Aesthetik eingeschränkte Begriff der Erscheinungen schon von selbst die obiective Realität der Noümenorum an die Hand gebe, und die Eintheilung der Gegenstände in Phaenomena und Noümena, mithin auch der Welt, in eine Sinnen und eine Verstandeswelt (mundus sensibilis & intelligibilis) berechtige, und zwar so: daß der Unterschied hier nicht blos die logische Form der undeutlichen oder deutlichen Erkentniß eines und desselben Dinges, sondern die Verschiedenheit treffe, wie sie unserer Erkentniß ursprünglich gegeben werden können, und nach welcher sie an sich selbst, der Gattung nach, von einander unterschieden seyn. Denn wenn uns die Sinne etwas blos vorstellen, wie es erscheint, so muß dieses Etwas doch auch an sich selbst ein Ding, und ein Gegenstand einer nichtsinnlichen Anschauung, d. i. des Verstandes seyn, d. i. es muß eine Erkentniß möglich seyn, darin keine Sinnlichkeit angetroffen wird, und welche allein schlechthin obiective Realität hat, dadurch uns nemlich Gegenstände vorgestellt werden, wie sie sind, da hingegen im empirischen Gebrauche unseres Verstandes Dinge nur erkant

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_249.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)