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296 Elementarl. II. Th. II. Abth. Die transsc. Dyal. 296

möglicher Erfahrung hält, immanente, dieienige aber, welche diese Gränzen überfliegen sollen, transscendente Grundsätze nennen. Ich verstehe aber unter diesen nicht den transscendentalen Gebrauch oder Mißbrauch der Categorien, welcher ein blosser Fehler, der nicht gehörig durch Critik gezügelten Urtheilskraft ist, die auf die Gränze des Bodens, worauf allein dem reinen Verstande sein Spiel erlaubt ist, nicht genug Acht hat; sondern wirkliche Grundsätze, die uns zumuthen, alle iene Gränzpfähle niederzureissen und sich einen ganz neuen Boden, der überall keine Demarcation erkent, anzumassen. Daher sind transscendental und transscendent nicht einerley. Die Grundsätze des reinen Verstandes, die wir oben vortrugen, sollen blos von empirischem und nicht von transscendentalem, d. i. über die Erfahrungsgränze hinausreichendem Gebrauche seyn. Ein Grundsatz aber, der diese Schranken wegnimt, ia gar gebietet, sie zu überschreiten, heißt transscendent. Kan unsere Critik dahin gelangen, den Schein dieser angemaßten Grundsätze aufzudecken, so werden iene Grundsätze des blos empirischen Gebrauchs, im Gegensatz mit den leztern, immanente Grundsätze des reinen Verstandes genant werden können.

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 Der logische Schein, der in der blossen Nachahmung der Vernunftform besteht, (der Schein der Trugschlüsse) entspringt lediglich aus einem Mangel der Achtsamkeit auf die logische Regel. So bald daher diese auf den vorliegenden

gen-
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_296.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)